Wie findet man einen guten Osteopathen?

 

Aufgrund eines fehlenden Berufsgesetzes gibt es in Deutschland keine Homogenität auf dem Qualifikations­weg zum Osteopathen (vgl. Medizinische Grundberufe und manuelle Kompetenz). Dies führt zu einer erheblichen Varianz in der Kompetenz der Leistungs­erbringer. Wie man einen guten Therapeuten für osteopathische Medizin findet, soll nachf­olgend unter Berücksichtigung von Qualifikations­standards, Spezialisierungs­erfordernissen und der Wirkung eines Osteopathen aufgezeigt werden.

 

Qualifikation

Es bleibt leider dem Patienten selbst überlassen in Erfahrung zu bringen, ob sich ein Therapeut mehrjährig ausbilden ließ oder nur wenige Wochen­end-Seminare absolviert hat. Achten Sie auf eine Ausbildung nach BAO-Standard. Die Bundes-Arbeits­gemein­schaft Osteopathie legt für vollständig ausgebildete Therapeuten einen Ausbildungs­umfang von mindestens 1.350 Stunden fest. Der beträchtliche Aufwand resultiert aus den umfangreichen didaktischen Anforderungen und dem zeitintensiven Erwerb der komplexen praktischen Fähigkeiten der osteopathischen Palpation ("mit den Händen hören").

 

Osteopathen mit abgeschlossener Ausbildung ...

 

1.  nach BAO-Standard (mind. 1.350 Stunden) sind an diesen Graduierungsbezeichnungen zu erkennen:

  • Diplom in Osteopathie (D.O.)
  • BSc.Ost./MSc.Ost.

 

2.  finden Sie in den Listen führender Berufsverbände wie:

 

 Welche Berufsverbände sind für GO-OSTEO wichtig?

 

Kompetenz durch Spezialisierung

Die Osteopathische Medizin beinhaltet insbesondere eine umfassende manuelle Untersuchung, Diagnostik und Therapie von Gesundheitsstörungen. Die Palpation ist als eine Schlüsselkompetenz zu betrachten. Daher sollte auch die Spezialisierung eines Leistungserbringers hinsichtlich dieser Fähigkeit hinter­fragt werden:

 

Nicht unähnlich der Situation in der Akupunktur lässt sich bei [...] Osteopathen mit [...] überwiegend bis ausschließ­licher Verwendung osteopatischer [...] Techniken, ein in Diagnostik und Therapie deutlich differen­zierteres Vorgehen beobachten als bei Therapeuten, die sich nur fallweise osteo­pathischer Techniken bedienen. [6]

 

Der Anteil osteo­pathischer Behandlungsfälle dürfte in einer osteopathischen Fachpraxis deutlich höher ausfallen als in einer Physiotherapie-Praxis, als im Arbeits­alltag eines ärztlichen Chiro-Therapeuten oder Natur-Heilpraktikers. Je höher die Anzahl osteopathischer Behandlungsfälle, desto schneller kann im Laufe der Zeit die Fähigkeit der osteopathischen Palpation perfektioniert sein.

 

Eine osteopathische Behandlung zeichnet sich durch die Beachtung komplexer Muster im Zusammenhang aller menschlichen Prozesse aus. So eine Arbeit erfordert einen "Spezialisten" und benötigt Zeit, weswegen eine hochwertige osteopathische Behandlung nicht unter 30 Minuten gelingen kann.

 

 

Wirkung

Gute Therapeuten werden gerne weiterempfohlen. Daher kann es nicht schaden, die Erfahrungs­berichte anderer Patienten in die Suche einzubeziehen.

 

 Wie GO-OSTEO bewertet wird?

 

Ein guter Osteopath ...

  • hat eine abgeschlossene osteopathische Ausbildung (mind. 1.350 Stunden),
  • besitzt eine Heilerlaubnis (Approbation oder HP-Zulassung).
  • untermauert seine außerordentliche Kompetenz durch Spezialisierung auf "Hands-On-Techniken",
  • entfaltet eine Wirkung, die von vielen Patienten mit großer Zufriedenheit honoriert wird.

 

Schritte zur GO-OSTEO-Professionalisierung?

 

Med. Grundberufe und manuelle Kompetenz - ein Vergleich der Ausbildungsdauer

Berufe mit
FTP-Status
weitere Berufe Zusatz-
Qualifikation
osteopathische Qualifikation erfüllt  CEN-
Norm  [5]
HP [1]   CST    
HP [1]   ChP  1.000    
Arzt  10.800   ChT  320     440 [3]  
  PT [2]  4.500  MT  260      440 [4]  
  PT [2]  4.500   1.350  
HP     1.350 ja
HP PT  4.500   1.350 ja
Arzt  10.800     1.350 ja

Abkürzungen:  HP = Heil-Praktiker, PT = Physio-Therapeut, CST = Cranio-Sakral-Therapeut, ChP = Chiro-Praktiker, ChT = Chiro-Therapeut, MT = Manual-Therapeut, Angaben in Stunden

 


 

1 Heilpraktiker darf sich nennen, wer die HP-Zulassung aufgrund einer bestandenen Zulassungsprüfung vor dem jeweiligen Gesundheitsamt erhalten hat. Eine vorgeschriebene Regel-Ausbildung gibt es nicht. Der Antragsteller hat in einer 2-stündigen Multiple-Choice-Prüfung und einer mündlich-praktischen Prüfung lediglich nachzuweisen, dass er keine "Gefahr für die Volksgesundheit" darstellt.

2 Der physiotherapeutische Osteopath darf eigenverantwortlich und vollumfänglich als Osteopath wirken, wenn er eine HP-Zulassung besitzt. Ohne die HP-Zulassung darf der physiotherapeutische Osteopath nur auf ärztliche Verordung hin tätig werden.

3 Trifft zu bei Ärzten mit einem Abschluss nach EROP-Standard (mind. 700 Std.), insb. D.O.M.™ (Diplom Osteopathische Medizin) und D.Ä.O.® (Diplom Ärztliche Osteopathie).

4 Trifft zu bei Physiotherapeuten mit einem Abschluss nach EROP-Standard, insb. D.O.T. (Diplom Osteopathische Therapie) und D.O.B.T.® (Diplom für Osteopathische Befunderhebung und Therapie).

5 Die europäische  CEN-Norm (DIN EN 16686) sowie die "Deutsche Ärztegesellschaft für Osteopathie" (DÄGO) verlangt von ärztlichen Osteopathen eine abgeschlossene osteopathische Ausbildung nach BAO-Standard (mind. 1.350 Std.). Hinsichtlich der ärztlichen Behandlung fordert die CEN-Norm eine Sitzungsdauer von nicht weniger als 30 Minuten und den weitgehenden Verzicht auf chiro-manual-therapeutische Elemente zugunsten einer osteopathischen Vorgehensweise. Von nicht-ärztlichen Osteopathen wird eine abgeschlossene osteopathischen Ausbildung nach BAO-Standard und zusätzlich eine HP-Zulassung gefordert.

6 Resch, Karl-Ludwig (2007): Gutachten zur Fragestellung „Osteopathie und Evidenz“, unter:   www.bundes­aerzte­kammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/StellOV­Literatur­gutachten­Resch.pdf (abgerufen am 01.02.2016).